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Generation What

Wie steht es um das Vertrauen junger Leute in religiöse Einrichtungen?

fotoipsak/istockphotoViele Fragen an die JugendViele Fragen an die Jugend

Wie leben 18 bis 34-jährige heute? Was denken sie, welche Ziele und Wünsche, welche Hoffnungen und Ängste haben sie? Diese Frage beantwortet die Studie „Generation What“ repräsentativ für 80 Millionen junge Erwachsene in Europa. Alarmierend sind die Antworten auf die Frage nach dem Vertrauen in die religiösen Institutionen.

Im Auftrag des ZDF sowie des Bayerischen Rundfunks und des Südwestfunks befragte im Jahr 2016 die SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH allein in Deutschland mehr als 180.000 junge Menschen. Beruf und Arbeit betrachten mehr als die Hälfte der jungen Deutschen als Broterwerb, und nur 42 Prozent sehen im Berufsleben eher eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Ganz anders die jungen Italiener. 72 Prozent erwarten von ihrem Beruf Selbstverwirklichung.   

Bildung verändert die Einstellungen

Fast bei allen Themenbereichen zeigt die Studie wie unterschiedlich höher und niedriger Gebildete eingestellt sind. Je höher junge Europäer gebildet sind, um so zufriedener sind sie mit ihrer Arbeit und ihrer Bezahlung. Auch die Toleranz steigt mit der Bildung.  So sollten eigene Landsleute auch in Krisenzeiten auf dem Arbeitsmarkt nicht bevorzugt werden, meinen 73 Prozent der Hochgebildeten, aber nur 57 Prozent der niedrig Gebildeten. Interessant ist hier der Ländervergleich: Die jungen Deutschen nehmen hier einen Spitzenplatz ein. Nur 24 Prozent meinen, dass die Arbeitsplätze nur Deutschen vorbehalten sein sollten. Anders in Österreich und Tschechien, wo mehr als doppelt so viele, nämlich 58 und 57 Prozent  die eigenen Landsleute bevorzugen wollen. 

Auffällig stark kritisieren die jungen Europäer ihre Bildungssysteme, am stärksten die jungen Griechen und die Franzosen. Selbst in Deutschland mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit glauben nur 30 Prozent, dass sie gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Zudem beklagen 59 Prozent der jungen Deutschen die Chancenungleichheit durch familiäres Herkommen, durch Geschlecht und Bildung. Europaweit haben 49 Prozent kein Vertrauen in die Schule.

Schlechte Noten für religiöse Einrichtungen

47 Prozent aller befragten Deutschen geben an, dass sie überhaupt kein Vertrauen in religiöse Institutionen haben. Ein weiteres Viertel ist zumindest misstrauisch. Männer sind übrigens skeptischer als Frauen. Nur drei Prozent vertrauen voll den religiösen Institutionen. Ähnlich reagieren die jungen Europäer auf die Frage nach dem Gottesglauben. So sagen 85 Prozent (Deutschland 79 Prozent), dass sie ohne den Glauben an Gott glücklich sein könnten. Fragt man diese nach ihrem Vertrauen in religiöse Institutionen, haben immer noch 17 Prozent kein Vertrauen in die religiösen Institutionen.

Der Frankfurter Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz kennt diesen gesellschaftlichen Trend: „Heutzutage gilt die Institution nicht mehr, es gelten nur noch Personen.“ Bei Kirche gelte nicht mehr, ob der dazugehört oder einen Talar trägt, sondern: „Ist der oder die Einzelne überzeugend, wie sie lebt und in dem, wie sie auf Leute zugeht.“ Lewerenz sagt: „Kirche muss transparent sein für alle, die nicht zum inner Cirkel gehören.“ Pfarrer und Mitarbeitende der Gemeinde sollten im öffentlichen Leben sichtbar sein.

Die drängendsten Probleme sind nicht immer die sichtbaren Nöte

Arbeitsmarkt und Umwelt gelten im europäischen Durchschnitt als die mit Abstand drängendsten Probleme. Für 37 Prozent ist die Jobsuche die größte Sorge und 36 Prozent ist es die Umwelt. Um bezahlbaren Wohnraum sorgen sich nur 19 Prozent und genug Geld zu haben, beschäftigt nur 17 Prozent der Europäer zwischen 18 und 35.

Die Befürchtungen der jungen Leute geben nicht in jedem Fall die reale Gefahr wieder. So fürchten neun Prozent der jungen Franzosen die Atomkraft der 59 Reaktorblöcke in ihrem Land. Im Unterschied dazu fürchten 27 Prozent der jungen Schweizer Atomunglücke, ob wohl in ihrem Land nur fünf Reaktorblöcke arbeiten. Ähnlich unterschiedlich fallen die Antworten auf die Frage aus, ob es die eigenen Kinder einmal besser haben werden. In den Krisenländern Europas, besonders in Griechenland, herrscht ein größerer Optimismus für die Zukunft der eigenen Kinder als in den besser gestellten Ländern.

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