Menümobile menu

Andacht und Mahnwache zu Hanau

Ev. DekanatMahnwache Darmstadt

Das Dekanat hatte am Donnerstagabend zu einer ökumenischen Andacht in die Stadtkirche eingeladen. Rund 80 Menschen gedachten hier der Opfer des rassistisch motivierten Terrorangriffs von Hanau. Anschließend versammelten sich hunderte Menschen zu einer Mahnwache auf dem Luisenplatz. Oberbürgermeister Jochen Partsch: "Terrorismus darf keine Chance haben!"

Andacht und Mahnwache in Darmstadt
In Darmstadt versammeln sich Menschen in der Stadtkirche und auf dem Luisenplatz zum Gedenken an die Opfer von Hanau

Klage und Gebet fanden Raum in der ökumenischen Andacht in Darmstadt zum Gedenken der Opfer von Hanau. Rund 80 Menschen waren am frühen Donnerstagabend in die Stadtkirche gekommen, um gemeinsam zu trauern und Fürbitte zu halten, darunter auch Politiker aus Stadt, Land und Bund.


„Wütend sind wir darüber, wie groß die Blutspur rechtsextremen Terrors inzwischen geworden ist“, sagte Stadtkirchenpfarrer Karsten Gollnow eingangs, „wir sind auch hierhergekommen, um gemeinsam einzutreten gegen jede Form von Rassismus, Hass und Gewalt in unserem Land und uns einzusetzen für ein friedliches Miteinander mit allen, die in diesem Land zu Hause sind.“ Der katholische Dekan Dr. Christoph Klock las aus Psalm 143, in dem der Beter um Hilfe und Verschonung zu Gott fleht. „Wir sind fassungslos und sprachlos“, sagte Pfarrer Dr. Raimund Wirth, „aber es ist nicht gut zu verstummen.“ In einem eindringlichen Gebet, bei dem die Gemeinde jeweils mit dem Ruf um Erbarmen „Kyrie eleison“ antwortete, brachte der stellvertretende evangelische Stadtdekan Klage und Fürbitte vor Gott: „Wir bitten um Zusammenhalt über alle Grenzen von Religionen und Weltanschauungen hinweg. Schenke, dass wir uns verstehen, lass und offen sein füreinander, kreativ im Miteinander. Lass die Saat des Hasses nirgendwo aufgehen.“ Und weiter: „Gib uns eine klare Sprache, wo wir gefragt sind: im Fußballverein und am Stammtisch, in den Kirchen und Parlamenten, am Arbeitsplatz, im Internet.“ Dekanatskantor Wolfgang Kleber gestaltete die Andacht an der Orgel mit.

Viele Besucherinnen und Besucher der Andacht machten sich anschließend auf den Weg von der Stadtkirche zum Luisenplatz. Hier hatten sich bereits hunderte Menschen versammelt. Oberbürgermeister Jochen Partsch gab seiner Erschütterung und seiner Trauer über die Opfer des rechtsradikalen, rassistischen Anschlags bewegt Ausdruck. Er beklagte, dass Hanau nach Kassel und Halle bereits der dritte Terrorakt mit rechtsradikalem Hintergrund innerhalb weniger Monate sei und nannte die Taten „rechtsradikale Terroranschläge mitten in unserer Gesellschaft und nicht Taten von einzelnen“.

Alle diese Taten seien zutiefst rassistisch motiviert, von der Strategie geprägt, Angst zu verbreiten, und von Organisationsstrukturen im Internet und „scheinbar von irgendjemandem in der Gesellschaft“ getragen. Dagegen rief Partsch klar den Menschen zu: „Terrorismus darf keine Chance haben!“ Dass der Bundespräsident und der hessische Ministerpräsident nach Hanau gekommen seien und es in vielen Städten Mahnwachen gebe, zeige auch, „dass wir begreifen, dass neben der Trauer ein weit stärkeres Engagement nötig ist“ – etwa, wenn es um „Schmähungen im eigenen Umfeld“ gehe. „Wir müssen im Alltag wachsam und vorsichtig sein“, mahnte Partsch, „wir wollen auch morgen zusammenstehen und für eine freie, demokratische und weltoffene Gesellschaft einstehen.“ Der Oberbürgermeister dankte ausdrücklich auch den Kirchen, dass die Stadtkirche vor und nach der Mahnwache geöffnet gewesen sei.

Der Vorsitzende des Darmstädter Ausländerbeirats, Ümit Cengiz, sagte, dass der 19. Februar 2020 „wieder als schwarzer Tag in die Geschichtsbücher Deutschlands“ eingehe. Die Tat sei „ein Angriff auf unsere Gesellschaft und unser Miteinander“. Man wolle, dass wir „die Freiheit infrage stellen und von Werten wie Toleranz und Weltoffenheit abweichen“, das dürfe man nicht zulassen. Cengiz sprach von einem „Anschlag auf uns alle“. Das „Bündnis gegen Rechts Darmstadt“ rief anschließend noch zu einem Demonstrationszug durch die Stadt auf.

Nach der Mahnwache nahmen noch einige Menschen das Angebot, in der Stadtkirche zu verweilen, in Anspruch, wie Pfarrer Karsten Gollnow heute berichtet. Auch viele, die sonst eher selten eine Kirche beträten, hätten noch Zeit in Ruhe in der Kirche verbracht, eine Kerze entzündet und auf den Altar gestellt.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top