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Evangelische Kirche begrüßt Wahl zum Unwort des Jahres

„Sozialtourismus ist unwürdiger Begriff“

Karsten FinkUnwort des Jahres 2013: Sozialtourismus

Nach GroKo als Wort des Jahres 2013, steht nun auch das Unwort fest: „Sozialtourismus“. Ein „menschenunwürdiger Begriff“, sagt die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten, Ulrike Scherf.

EKHN„Sozialtourismus“ als Unwort des Jahres zu küren, ist ein „ein wichtiges gesellschaftspolitisches Signal“, sagt Ulrike Scherf.

Darmstadt, 14. Januar 2014. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat die Wahl des Begriffes „Sozialtourismus“ zum Unwort des Jahres 2013 begrüßt. „Die Jury hat mit ihrer Entscheidung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Signal gesetzt“, sagte Ulrike Scherf, die Stellvertreterin des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten am Dienstag in Darmstadt. Das Wort Sozialtourismus verharmlose die schwierige Lebenssituation von vielen Migrantinnen und Migranten, schüre Vorurteile und sei damit ein „menschenunwürdiger Begriff“. Es verkenne zudem die Motive vieler Menschen, die nicht nur arbeiten, sondern auch zum Gemeinwohl beitragen wollten. Scherf: „Statt abwertender Sprachspiele und dem Bemühen um Abgrenzung sind Integration und das gemeinsame Engagement für eine Kultur des Willkommens in unserem Land nötig.“ Zentral sei es, alle Menschen als Mitgeschöpfe Gottes verstehen zu lernen und würdig zu behandeln.

Integration als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen

Mit Blick auf die jüngste Debatte um die Zuwanderung in Deutschland sagte sie, dass die evangelische Kirche und die Diakonie mit ihren Gemeinden und Einrichtungen einen wichtigen Beitrag dazu leisteten, Menschen bei ihrem Neubeginn hier zu Lande zu helfen. Zuletzt hatte alleine die EKHN eine Million Euro zusätzlich in die Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten investiert. Gleichzeitig sei es aber auch nötig, „intelligente Lösungen“ für die Kommunen zu finden, damit sie verstärkt Integrationsarbeit leisten können. „Integration ist eine Aufgabe aller“, so Scherf.

Auch Armutszuwanderung galt im Vorfeld als Favorit

Am Dienstagvormittag hatte die Jury um die Darmstädter Professorin für germanistische Linguistik Nina Janich das Unwort 2013 bekannt gegeben. Das sprachkritische Gremium aus Sprachwissenschaftlern und Journalisten wählte zuvor aus mehr als 1300 Vorschlägen aus, die Bürgerinnen und Bürger eingesandt hatten. Als Favorit galt im Vorfeld auch der Begriff „Armutszuwanderung“. Das Unwort des Jahres 2012 hieß „Opfer-Abo“, 2011 war es „Döner-Morde“.

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