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Bericht des Kirchenpräsidenten auf der EKHN-Synode

„Lokale Herausforderungen und globale Probleme zusammen angehen“

Sebastian von Gehren / EKHNKirchenpräsident JungKirchenpräsident Jung widmete den "Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft" für die Synode dem Themenjahr "Reformation und die Eine Welt"

Kirchenpräsident Jung will die Weltsituation stärker in den Blick rücken. In seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft erklärte er vor der Synode, was uns die Not der Flüchtlinge vor Augen geführt habe.

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Blumen auf der Synode Kirchenpräsident Jung Kirchenpräsident Jung von hinten

Frankfurt, 3. Juni 2016. Ein Jahr vor den Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung auf die weltweiten Beziehungen und die globale Verantwortung der protestantischen Christinnen und Christen hingewiesen. Dazu gehöre unter anderem die Hilfe für Flüchtlinge, der Einsatz in Friedensfragen und das Engagement für den Erhalt der Umwelt, erklärte Jung am Freitag (3. Juni) in seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode. Nach Ansicht des Kirchenpräsidenten hat insbesondere die Not der Flüchtlinge „vor Augen geführt, dass viele Fragen, die uns zurzeit beschäftigen und in Zukunft beschäftigen werden, globale Fragen sind“.

 

Klare Absage an Abschottung

Jung erteilte dem „Ruf nach Abschottung“ sowie „Tendenzen zu neuen Nationalismen“ angesichts der weltweiten Herausforderungen eine klare Absage. „Wer meint, auf nationalstaatliche Regression setzen zu können, verweigert sich grundlegenden christlichen Gedanken“, erklärte Jung. So verstünden sich Christinnen und Christen in aller Welt als „Glieder am einen Leib Christi“. Ihnen liege deshalb das Wohlergehen aller auf dem Globus am Herzen. Dazu gehöre auch der Blick über die eigene Glaubensgemeinschaft hinaus. Deshalb beteilige sich beispielsweise die hessen-nassauische Kirche an weltweiten Entwicklungshilfeprojekten, der Friedensarbeit sowie der regionalen Flüchtlingshilfe.

 

Eine-Welt-Frage vor Ort bringen

Jung machte in seinem Bericht mit dem Titel „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen (Psalm 24,1) - Zum Themenjahr ‚Reformation und die Eine Welt ‘“ deutlich, dass weltweites Denken und Handeln vor Ort zusammengehörten. „Die globalen Fragen sind unsere Lebensfragen und unsere Lebensfragen sind globale Fragen“, so Jung. Der christliche Glaube fordere Antworten darauf, wie das „gemeinsame Lebenshaus“ zu bewahren sei und „nach Frieden, Gerechtigkeit und einem guten Leben für alle Menschen“ gesucht werden könne. Deshalb seien auch Kirchengemeinden herausgefordert, die „Eine-Welt-Frage“ heute neu stellen. Dies könne beispielsweise durch eine Verstärkung der weltweiten ökumenischen Partnerschaften oder die Vertiefung von Kontakten zu anderen Religionen in der Nachbarschaft geschehen. Als Beispiel nannte Jung auch die Flüchtlingshilfe vor Ort, an der sich einer ersten Erhebung zufolge rund 60 Prozent der 1.151 hessen-nassauischen Gemeinden beteiligten.

 

Bedrohungen ernst nehmen und nicht instrumentalisieren

Jung trat gleichzeitig dem Vorwurf entgegen, die Kirchen ignorierten Verfolgung von Christinnen und Christen in manchen Ländern oder die einzelnen Medienberichten zufolge „systematische Drangsalierung“ von ihnen in manchen Flüchtlingseinrichtungen in Deutschland. „Wo wir von konkreten Situationen erfahren, auf die wir Einfluss nehmen können, setzen wir uns entsprechend ein – auch mit Bitten an Regierungen, hier tätig zu werden“, sagte Jung. Das Gleiche gelte in Flüchtlingsunterkünften, für die allerdings keine gesicherten Erkenntnisse vorlägen, nach denen Christinnen und Christen umfassend bedroht würden. Jung betonte: „Kein Fall, von wie auch immer gearteter Bedrohung, darf ignoriert werden.“ Zugleich dürften aber konkrete Einzelfälle nicht politisch instrumentalisiert werden. „Es ist immer mitzudenken, dass emotionalisierte Debatten, die Gruppen auf generalisierende Weise gegeneinander stellen, Menschen in Gefahr bringen können“, warnte der Kirchenpräsident vor groben Verallgemeinerungen.

 

Hoffnung auf ökumenischen Kirchentag 2021

Der Kirchenpräsident ging auch auf das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche ein. „Wir können sehr dankbar sein, dass vielerorts ein gutes ökumenisches Miteinander gelebt wird“, sagte Jung. Deshalb sähe die evangelische Kirche derzeit mit besonderer Spannung den Besetzungen der vakanten Bischofsstühle in Limburg und Mainz entgegen. „Ich wünsche mir sehr, dass Limburg und Mainz mit Bischöfen besetzt werden, denen die Ökumene ein Herzensanliegen ist“, so Jung. Für den Kirchentag 2021 in Frankfurt habe Jung zudem die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er ökumenisch werden könne. „Es wäre ein Signal für eine starke Ökumene und einen lebendigen christlichen Glauben, der weit in die Gesellschaft hinein strahlen könnte“, betonte der Kirchenpräsident.

 

Reformation mit weitem Horizont feiern

Mit Bezug auf das bevorstehende Reformationsjubiläum sagte Jung in seinem Bericht abschließend:  „Wir wollen 2017 nicht konfessionell verengt und nicht national feiern. Wir wollen es feiern mit weitem Horizont – ökumenisch und international. Wir wollen es feiern mit Blick auf lokale Herausforderungen und weltweite Probleme. Wir wollen es feiern in der Hoffnung auf Gott, der uns in unseren Häusern und in jedem Gottesdienst tröstet, der aber zugleich den Erdkreis und alles was darinnen ist, bewahrt und behütet. Das soll die Perspektive für unsere Kirche und unsere Gemeinden sein.“

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