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Pulse of Europe

Einsatz für ein friedliches Europa in Hessen-Nassau

Esther StoschDie Teilnehmenden auf der Kundgebung "Pulse of Europe" zeigen ihre Begeisterung für Europa

Die Bürgerinitiative „pulse of europe“ setzt auf positive Signale für die Europäische Union und ihre Werte. Auch Pfarrerinnen und Pfarrer machen mit und engagieren sich dafür, dass Ideen wie Menschenwürde, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in Europa umgesetzt werden. Die EKHN unterstützt unter anderem Flüchtlingsprojekte in Griechenland und Italien.

Esther StoschFreie Rede während der Kundgebung „Pulse of Europe“: Die Teilnehmenden hören zu, was derjenige sagt, der das „offene Mikrofon“ in der Hand hält. Im März 2017 war es beispielsweise der frühere Schwimmweltmeister Michael Groß.

Endlich! Nicht einfach nur sprachlos zusehen zu müssen, wie die Stimmen von Rechtspopulisten zunehmend lauter werden. Nicht einfach nur machtlos erleben, dass die Briten die Europäische Union verlassen. „Die Bewegung `pulse of europe´ gibt mir das Gefühl, dass ich mich aktiv für Werte wie Gemeinschaft, Toleranz und Menschenwürde einsetzen kann“, erklärt Steffen Bauer, Leiter der Ehreamtsakademie der EKHN in Darmstadt. In der Timeline bei facebook hatte er von der Bürgerbewegung „pulse of europe“ erfahren, seitdem verbringt er als Privatmann jeden Sonntag ab 14 Uhr bei Kundgebungen von „Pulse of europe“ in seiner Heimatstadt Heidelberg. Aber auch in anderen Städten versammeln sich Europa-Befürworter, am 26. März 2017 haben sich mehr als 4500 Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt am Main getroffen.

Pfarrerin Birgit Hamich, Referentin für kirchliche Partnerschaften der EKHN in Europa, signalisiert Zustimmung: „Für mich ist `pulse of europe´ ein Lichtblick! Zuvor hatte sich eine Stimmung breit gemacht, die von Enttäuschung, Wut und Angst beherrscht war.“ Ihr Kollege Steffen Bauer berichtet, dass die Stimmung bei den Kundgebungen sehr offen und positiv sei, vor allem nachdem die Europahymne „Freude schöner Götterfunken“ erklungen sei. „Das gibt mir viel Schwung für die neue Woche“, erzählt der promovierte evangelische Theologe. Er schätzt an der Initiative, dass sie „nicht von Organisationen und Parteien gesteuert“ sei, sondern von interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Er beschreibt: „Bei den Kundgebungen gibt es ein offenes Mikrofon, in das jeder Teilnehmende sprechen kann.“ Die Menschen übten, einander zuzuhören. Zudem freue ihn, dass alle Altersgruppen vertreten seien.

Die Gründung der Initiative
Das Anwaltsehepaar Sabine und Daniel Röder hatte im November 2016 in Frankfurt am Main die Bürgerbewegung gegründet. Zur ersten Kundgebung erschienen 150 Leute auf dem Pariser Platz im Frankfurter Europaviertel, rund fünf Monate treffen sich die Menschen in 49 deutschen Städten, in fünf französischen, sowie im niederländischen Amsterdam, dem britischen Bath sowie acht weiteren europäischen Städten. Insgesamt gehen rund 30.000 Menschen auf die Straße.

Die Ziele
Die Wahl Donald Trumps zum US-amerikanischen Präsidenten und der Brexit hatte bei den beiden Juristen den Wunsch hervorgerufen, Signale vor den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich zu setzen.  Pfarrer Bauer hat diese Ziele mit seiner Anwesenheit bei den Kundgebungen unterstützt: „Vor der Wahl in den Niederlanden hatten wir Tulpen dabei und wollten damit das Zeichen setzen: Bleibt bei uns!“ Inwieweit dadurch tatsächlich die Wahl beeinflusst wurde, bleibt unklar. Deutlich ist aber die Freude darüber, dass in den Niederlanden sich der rechtspopulistische Herausforderer Geert Wilders nicht durchsetzen konnte, er hatte sich für „weniger Europa“ eingesetzt. Doch welche Ziele hat „pulse of europe“ konkret? „So viele Menschen wie möglich in Europa zu versammeln, die für Europa einstehen und so dazu beitragen, dass nach den Wahlen pro-europäische Kräfte mehrheitsfähig regieren können“, heißt es auf der Website der Bewegung. Es gehe um die Bewahrung eines Bündnisses zur Sicherung des Friedens und zur Gewährleistung von individueller Freiheit, Gerechtigkeit und Rechtssicherheit. „Diese Werte sind auch Werte des Christentums, ich stimme ihnen zu“, erläutert Steffen Bauer.

Frieden in Europa wertschätzen
Der Pfarrer präzisiert: „Die EU ist für mich vor allem ein Garant des Friedens. Über diese wichtige Aufgabe wird viel zu wenig gesprochen. Durch Erzählungen meiner Großeltern habe ich noch selbst erfahren, dass das Verhältnis zu Frankreich früher in der Bevölkerung ganz anders war.“ Auch für die evangelische Europa-Referentin Hamrich im Zentrum Ökumene der EKHN und EKKW ist Europa eine wesentliche Grundlage für ein friedliches Miteinander: „Dass viele Jahrzehnte lang Frieden in unserem Land war und ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist auch das Ergebnis eines verantwortungsbewussten Handelns und Verhandelns.“ Sie plädiert dafür, die Verbesserungen, die Europa mit sich gebracht habe, stärker in den Blick zu nehmen: „die fast grenzenlose Reisefreiheit innerhalb der Union, die Währungsunion, länderübergreifende Studienprogramme oder Mobilität auf dem Arbeitsmarkt.“

Verbesserungen bewirken
Allerdings sieht Pfarrer Steffen Bauer auch Potential für Verbesserungen in Europa: „Die Entscheidungswege in der EU sind teilweise intransparent. Es entsteht der Eindruck, dass weniger im Parlament entschieden wird als bei Treffen von Regierungschefs und der Kommission.“  Zudem plädiert er dafür, stärker den Blick auf eine soziale Union zu richten - statt primär auf die Wirtschaftsunion Europas. „Die Unterschiede zwischen den Lebensstandards sind innerhalb der Europäischen Union zum Teil riesengroß. Jetzt sollte sich die EU mehr um soziale Fragen kümmern“, fordert der Pfarrer. Birgit Hamrich will zudem die Bürgerinnen und Bürger motivieren: „Ich möchte Mut machen, zu reisen, das europäische Nachbarland reicht vollkommen aus. Andere Lebensbedingungen kennenzulernen hilft, die eigenen Lebenssituation in eine angemessene Relation zu setzen.“

Europäische Kontakte und Projekte der EKHN
Neben ihrer Mitgliedschaft in der „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - Leuenberger Kirchengemeinschaft“ pflegt die EKHN auch direkte Beziehungen zu evangelischen Kirchen in Europa. Dazu gehören auch Kirchen in Polen – einem Land, aus dem europakritische Töne zu hören waren. Pfarrin Hamrich beschreibt die gegenwärtige Beziehung: „Beide Kirchenleitungen beobachten mit großer Sorge die Entwicklung im eigenen Land. Und beide Kirchen pflegen sehr bewusst ihre Partnerschaften und Beziehungen zu der europäischen und weltweiten Kirche.“ Dabei macht sie auch auf zahlreiche Initiativen in der EKHN aufmerksam, die den Zusammenhalt in Europa stärken.

Projekte der EKHN für ein friedliches Europa: 

Stipendienprogramm der EKHN
Die EKHN verfügt über ein Stipendienprogramm, das Studierenden aus den Partnerländern zugutekommt. Aber auch hiesige Studierende, die Universitäten der EKHN-Partnerkirchen besuchen möchten, können es nutzen. 
mehr über die Stipendienprogramme

Diakonie- und Bildungsprojekte in Osteuropa
Gemeinsame Projekte mit kirchlichen und sozial engagierten Organisationen in Osteuropa verbessern die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort.  Es sind Projekte im diakonischen Bereich und im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Dazu gehört auch die Initiative „Hoffnung für Osteuropa“. 
mehr über "Hoffnung für Osteuropa"

Unterstützung für das Flüchtlingsprojekt der Waldenser in Italien
Die Waldenserkirche betreut in Sizilien das Flüchtlingsprojekt  „Mediterranean Hope“. Neben der finanziellen Unterstützung sind für die Menschen vor Ort vor allem die Solidarität und das Wissen um die Verbundenheit über Grenzen hinweg wichtig und stärkend. Dieses Projekt aus Sizilien ist ein anschauliches Modell für eine europäische Kooperation und das Hineinwirken von Kirche in die Zivilgesellschaft. 
mehr über "mediterranean hope"

Unterstützung für Flüchtlingsprojekte in Griechenland
Die EKHN unterstützt in Griechenland zwei Projekte: in Thessaloniki das Flüchtlingsprojekt NAOMI und das Begegnungscafé NAN (Farsi „Brot) für geflüchtete Menschen und Einheimische auf der Insel Lesbos. 

NAOMI wurde im Umkreis der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde Thessaloniki im Jahr 2016 gegründet und bietet geflüchteten Frauen durch eine Nähstube Arbeit und Qualifikation sowie als weiteres Angebot für Frauen und Männer Sprachkurse und soziale Beratung. 
Flüchtlingsprojekt NAOMI in Thessaloniki 

Das Begegnungcafé NAN (Farsi „Brot) auf der Insel Lesbos ist mit der Frage nach integrativen Maßnahmen konfrontiert. Denn die Verweildauern der Geflüchteten auf den Inseln ist recht hoch. In Griechenland leben derzeit mehr als 60.000 geflüchtete Menschen und warten auf die Entscheidungen bezüglich ihres Asylstatus, Familienzusammenführung oder Zurückführung. Das NAN-Projekt ist eingebunden in die Arbeit lokaler Flüchtlingsinitiativen unter dem  Namen Lesvossolidarity. Diese Initiative hatte auch die Idee, aus den vielen Schwimmwesten, die als Müll auf der Insel Lesbos liegen blieben, ein Upcycling-Nähprojekt „Taschen aus Schwimmwesten“ zu starten. Die EKHN hat durch eine großzügige Spende eine gute Anzahl an Taschen erworben, unterstützt damit diese wichtige Integrationsarbeit an der Basis und wird die Taschen zur Frühjahrssynode der EKHN anbieten.
Lesvossolidarity

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