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Mousonturm Frankfurt

Internationales Kulturprogramm zu Flucht und Migration

Kerstin Behrendt„SANCTUARY“: der südafrikanische Künstler Brett Bailey zeigt ikonische Szenerien, die von Fluchtwegen und Lebensrealitäten von Migrantinnen erzählen als auch von den Ängsten mancher EU-Bürger.

Vom 18.1. bis 4.2. widmen sich der Mousonturm und das Frankfurter LAB dem Themenschwerpunkt „Displacements. Andere Erzählungen von Flucht, Migration und Stadt“. Künstlerinnen und Künstler aus Frankfurt, Berlin, Paris, London und Damaskus, aus Beirut, Kapstadt, Curitiba und Tokio entwickeln in Theaterstücken, Performances, Konzerten, Diskussionen und Filmen Visionen einer Stadtgesellschaft mit Blick auf Migrantinnen und Migranten, Geflüchtete und in Deutschland Geborene.

Bildergalerie

Mirat GhislainLes Filles de Illighadad (Tahoua/Niger), die erste weibliche Touareg-Wüstenbluesband, gibt ein Konzert am 01.02.2018.

Spielformate und szenische Konstellationen sowie viele weitere Veranstaltungen sind im Rahmen des intergenerationellen ALL IN-Programms auch für Kinder und Jugendliche empfehlenswert.

Flüchtlingsunterkunft im 360-Grad Panorama

Den Auftakt machen nach der Eröffnungsrede „The Figure of the Migrant“ (18.1., 19 Uhr) von Thomas Nail, Associate Professor für Philosophie an der Universität Denver, der Komponist Hannes Seidl und der Medienkünstler Daniel Kötter mit einem filmischen 360-Grad-Panorama einer belebten innerstädtischen Brache, in deren Mitte ein isoliertes Containerdorf, eine Unterkunft für Geflüchtete, liegt.

Musiktheater und Performance

Dieser Ort ist zugleich klanglicher Schauplatz der Performance „Stadt (Land Fluss)“ (18.-20.1., 20 Uhr, ab 14 Jahren, Mousonturm-Koproduktion), mit der die Künstler die Auseinandersetzung um das Recht auf Stadt mit den Mitteln des Musiktheaters erweitern in der das Publikum, ausgestattet mit elektromagnetischen Kopfhörern, Teil der sich stetig transformierenden Bühnen- und Hörräume wird. Die erste Begegnung vor zehn Jahren in einer Bar, die zum Startpunkt der gemeinsamen Musiktheaterarbeit von Kötter/Seidl wurde, rekonstruiert der Geheime Salon (18.1., 20.30 Uhr) zu den Sounds von Aprill, einem festen Bestandteil der Frankfurter Musikszene.

Rassismus und Populismus

Mitten in die krisengeschüttelte EU, in der Rassismus und Populismus ansteigen und Überwachung und Grenzkontrollen rigoros ausgeweitet werden, führt uns der südafrikanische Künstler Brett Bailey. Im Auftrag des Mousonturms und anderer internationaler Partner erarbeitete er das Projekt „SANCTUARY“ (23.-27.1. im Frankfurt LAB, ab 16 Jahren, Mousonturm-Koproduktion).

Begehbare Theater-Installatuio zu Fluchtwegen und Ängsten

Während zweijähriger Recherchen in europäischen Flüchtlingslagern entwickelte er ikonische Szenerien, die sowohl von den Fluchtwegen und Lebensrealitäten vieler Migranten erzählen als auch von den Ängsten mancher EU-Bürger. In dieser aufwändigen, begehbaren Theater-Installation, einem gefängnisartigen Labyrinth mit Darstellenden aus Ländern im Nahen Osten, Afrika, Europa und aus Frankfurt, begegnet das Publikum Geschichten von Geflüchteten, Migranten, Aktivisten und Übersetzern.

Perspektivwechsel auf Fluchtgeschichten

Mit Abel, Aron, Ehsan, Jawad, Jined, Massoud, Moussa und Omer erarbeiteten Rimini Protokoll in einer Unterkunft für Geflüchtete 2015 in Athen „Evros Walk Water 1 & 2“ (24.-27.1., 24.1., 20 Uhr / 25. & 26.1., 11 Uhr, 18 Uhr & 21 Uhr / 27.1., 15 Uhr, 18 Uhr & 21 Uhr / Am 26.1. Einführung um 20.30 Uhr im Frankfurt LAB, ab 10 Jahre), eine von John Cages Komposition „Water Walk“ (1959) inspirierte Performance, in der das Publikum von den Kindern über Kopfhörer angeleitet an den Instrumenten spielend ihren Anweisungen folgt und über viele Perspektivwechsel hinweg von Geschichten der Flucht, Weiterreise und des Getrenntseins erfährt.

Rassismus und Blackfacing-Debatten

Im Kontext von aktuellen Rassismus- und Blackfacing-Debatten setzen sich Marcio Abreu, einer der begabtesten und mutigsten Theaterautoren und -regisseure Brasiliens, und seine Companhia Brasileira de Teatro in der Mousonturm-Koproduktion „Preto“ („Schwarz“, 30. & 31.1., 20 Uhr), die u.a. während einer Residenz am Haus entstand, auch mit zentralen Fragen des Nord-Süd-Verhältnisses und der Dekolonisierung auseinander und verweben Kunst-Performance, Anthropologie, Theater und globale Perspektiven zu einem bildstarken, musikalisch-rhythmischen Theatererlebnis.

Von Heimat, Familie und Freundschaften

Die katastrophale Erfahrung, unfreiwillig ein Leben zurückzulassen und in eine ungewisse Zukunft aufzubrechen, fern von Heimat, Familie, Freundschaften, fern aber auch von der Gewalt des Kriegs, machte die in Syrien aufgewachsene Künstlerin Bissane Al Charif am eigenen Leib und arbeitet seither zum Thema Migration und Flucht. Als Erstaufführung im deutschsprachigen Raum wird im Rahmen von „Displacements“ ihre tief berührende Installation „Women’s Memories“ gezeigt (18.-27.1., ALL IN ab 14 Jahren, 18.-22.1.,18–22 Uhr / 23.-26.1., 16-22 Uhr / 27.1., 10-18 Uhr, die Sichtung des gesamten Materials dauert ca. 70 Min.) in der sie mit Tonausschnitten, Filmen und Fotografien die Geschichten von acht aus Syrien vertriebenen Frauen dokumentiert.

Begegnung zwischen Gästen und Geflüchteten

Ebenfalls als Erstaufführung im deutschsprachigen Raum präsentieren die Veranastalter die subtile, intime Performance der libanesischen Künstlerin Tania El Khoury „As Far As My Fingertips Take Me” (23.-27.1., 23.-26.1., 16–17:45 Uhr & 20-21:45 Uhr / 27.1., 12–13:45 Uhr & 16–17:45 Uhr / Einlass alle 15 Min. für eine Person, ALL IN ab 12 Jahren), eine zehnminütige, ebenso zärtlich berührende wie anonyme Begegnung zwischen einem einzelnen Besucher und einem Geflüchteten.

Woche der Gastfreundschaft

Zahlreiche weitere Veranstaltungen sind Teil des „Displacements“-Programms, unter anderem die Wiederaufnahme von „Who moves?“ von Swoosh Lieu (24./25.1., 20 Uhr), ein „Gast-Spiel“ der Frankfurter Künstlergruppe Mobile Albania (27.1., 19-22 Uhr, durchgehender Einlass bis 21 Uhr, ALL IN Mousonturm), die mit einem rollenden Holzesel auf der Suche nach Gastfreundschaft fünf Wochen durch Frankfurts Nachbarschaften zogen und nun ihrerseits Gastgeber sind und in ihr „Mobilalbanisches Wohnzimmer“ samt Sauna laden. Im „Mobilalbanischen Wohnzimmer“ schließt sich bis 3.2. eine weitere Woche der Gastfreundschaft an. www.mousonturm.de

Rechte afghanischer Frauen stärken

Die ZAN Hilfsorganisation zur Förderung der Rechte afghanischer Frauen veranstaltet seit 2016 Feste mit dem Namen „Wertvolle Begegnungen“ und lädt mit dem Mousonturm zum Fest für die ganze Familie, zum Neujahrsfest Roshani: Licht und Erleuchtung für das neue Jahr (28.1., 15-20 Uhr) mit traditioneller afghanischer Live-Musik vom Ensemble „Hamnawa“, Tanz und köstlichem afghanischem Essen. Für Kinder wird ein besonderes Programm vorbereitet.

Erste weibliche Touareg-Wüstenbluesband

Live Act trifft auf soziale Praxis bei 1115, dem Elektro-Duo aus München, das sich kurzerhand nach seinem Gründungsdatum benannte und auf seinem ersten Album „Post-Europe“ (26.1., 21 Uhr), produziert mit den Notwist-Mitgliedern Markus Acher und Cico Beck, mit der Auflösung Europas und Fragen politischer Repräsentation auseinandersetzt. Les Filles de Illighadad (1.2., 20.30 Uhr), das sind Fatou Seidi Ghali, Alamnou Akrouni und Mariama Salah Assouan aus Tahoua, Niger, die erste weibliche Touareg-Wüstenbluesband. Mit filigranen musikalischen Klangfiguren und hypnotisch treibender Percussion auf der traditionellen Trommel Tendé begeistern sie ein großes Publikum.

Preisgekrönte Filme

Im Rahmen von Displacements wird auch der preisgekrönte Kino-Dokumentarfilm „DEPORTATION CLASS“ von Carsten Rau und Hauke Wendler gezeigt, der erstmals ein umfassendes Bild staatlicher Abschiebungspraxis in Deutschland zeichnet (22.1., 20 Uhr, ALL IN ab 12 Jahren mit anschließendem Filmgespräch mit Hagen Kopp, kein mensch ist illegal, Hanau). „Ferne Söhne“ (19.1., 21:30 Uhr, ALL IN ab 14 Jahren), ein Film von Andres Rump, begleitet sechs jugendliche Geflüchtete, die in Deutschland ein neues Leben begonnen haben und nun zwischen den Welten schweben. Teil des Programmes im Mobilalbanischen Wohnzimmer ist Malte Wandels Film „Madgermanes“ (1.2., 19.30 Uhr, ALL IN ab 14 Jahren) über 16.000 Mosambikaner, die in den 1980er von der DDR als Vertragsarbeiter angeheuert um große Teile ihres Lohnes, der an die Regierung überwiesen wurde, betrogen wurden. Immer noch fordern sie jede Woche in Maputo die fast 100 Millionen US-Dollar, ein, die die mosambikanische Regierung ihnen, den ‚Madgermanes‘, schuldet.

Wirtschaftliche Teilhabe unabhängig des Aufenthaltsstatus

Zum „Business Lunch“ (4.2., 11-17 Uhr) laden Akira Takayama und 15 Lehrenden aus Afghanistan, Syrien, Pakistan, Ghana, Burkina Faso, Eritrea und dem Iran, die im März 2017 hier die McDonald’s Radio University gegründet hatten. Beim gemeinsamen Kochen und Essen werden mit Expertinnen und Experten die Grundlagen und Dimensionen der McDonald’s Bank of Services diskutiert, die Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus in Deutschland berufliche, wirtschaftliche und finanzielle Teilhabe ermöglichen soll.

Diskussion „Stadt für alle?!“

Zur Diskussion „Stadt für alle?! Von urbanen Bewegungen zu einer neuen Politik des Städtischen“ (26.1., 19.30 Uhr) erwarten Sie Margit Mayer (Stadtforscherin, Politikwissenschaftlerin, Berlin), Beppe Caccia (Philosoph, politischer Aktivist, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister von Venedig), Katharina Morawek (Kuratorin, Mitbegründerin der stadtpolitischen Initiative „Wir alle sind Zürich“), Felix Wiegand (stadtpolitischer Aktivist, Frankfurt). Moderation: Iris Dzudzek (Institut für Humangeographie der Goethe-Uni).

Workshop einer „Solidarity City“ 

Zwei Workshops bieten darüberhinaus Möglichkeiten zu vertiefender Auseinandersetzung: „Ein Europa der Kommunen? Perspektiven des ‚neuen Munizipalismus " mit  Beppe Caccia (27.1.,10-12.30 Uhr) und „Solidarity City“  (27.1., 14-17 Uhr) mit Niels Boeing, Katharina Morawek und lokalen Initiativen.

Informationen zum gesamten Programm www.mousonturm.de

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