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Nach seiner Rückkehr berichtet der Bischof über die aktuelle Situation im Irak

Bischof Hein: „Christen im Irak brauchen Sicherheit“

medio.tv/schauderna

Um sich über die Lebensbedingungen der verbliebenen Christen im Irak und in Kurdistan zu informieren, reiste Bischof Dr. Martin Hein in einer Delegation des Weltkirchenrates vom 20. bis zum 24. Januar in den Irak und nach Kurdistan. Heute berichtete er in Kassel von seinen Eindrücken. Hein machte deutlich: „Solange Sicherheit für das eigene Leben nicht gewährleistet ist, wird der Druck anhalten, das Land zu verlassen.“

Zahl der Christen hat sich von 1,6 Mio. auf 300.000 reduziert

Der Bischof erläuterte, dass sich in den vergangenen 14 Jahren die Zahl der Christen in dieser Region von 1,6 Mio. auf 300.000 reduziert habe. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetze, gebe es in 20 Jahren keine Christen mehr im Irak. Dies sei für die Führer der verschiedenen alten christlichen Kirchen eine „ganz bittere Perspektive", befänden sich doch einige der bekanntesten biblischen Stätten dort.

Die Lage ist unübersichtlich und bedrohlich

Die Lage im Irak sei derzeit unübersichtlich und es gebe 66 verschiedene bewaffnete Milizen. Bagdad habe er als „geschlossene Stadt" erlebt, berichtete der Bischof: „Ich habe in keiner Stadt so viele Mauern erlebt wie in Bagdad." Checkpoints und bewaffnete Menschen bestimmten das Straßenbild. Wie die irakische Zentralregierung die Sicherheit der verbliebenen religiösen Minderheit gewährleisten könne, sei fraglich. Wer aber keine Sicherheit für sein Leben verspüre, habe keine Perspektive, im Land zu bleiben oder in das Land zurückzukehren.

Christen sind „displaced"

Zwar sei die organisierte Christenverfolgung durch den Rückzug des IS beendet, doch die Christen sähen sich weiterhin Diskriminierungen ausgesetzt. Bei der Vertreibung seien vielen Christen ihr Eigentum und ihr Land weggenommen und an Muslime verteilt worden. Eine Chance, dass diese Christen ihr Eigentum zurückbekämen, bestehe nicht. Sie seien somit „displaced", heimatlos. Dies habe der Besuch in einem christlichen Camp am Rande von Erbil in Kurdistan gezeigt. Menschen, die zuvor in Mossul gelebt hätten, lebten nun unter schwierigen klimatischen Bedingungen in Flüchtlingscontainern ohne Aussicht auf Veränderung.

Mit Hoffnung allein ist es nicht getan

Mit ihrem Besuch habe die Delegation des Weltkirchenrates den Menschen zeigen wollen, dass sie nicht vergessen sind, berichtete Hein. Es sei dringend erforderlich, vor Ort Hilfe zu leisten und für international gesicherte Schutzzonen für die verbliebenen Christen und weitere religiöse Minderheiten zu sorgen. Hoffnung mache ihm der Wunsch der Menschen, eigentlich bleiben zu wollen. Doch Hoffnung sei nicht genug: „Mit Hoffnung allein können sie nicht überleben. Was die Menschen brauchen ist Sicherheit und sie brauchen Solidarität."

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