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Afrikaner in Gutleutkirche

Strapazen und Unsicherheit: Afrikaner möchten in Frankfurt bleiben

Charlotte MattesUntergekommen in Frankfurt: Flüchtling OliverHier wurde spontan Hilfe geleistet: Im Gemeinderaum der Cantate Domino Gemeinde.

24 Afrikaner sind über Italien oder Spanien nach Frankfurt gekommen. Ihre Hoffnung: Arbeit. Gemeinden und Bürger engagieren sich enorm - doch für die meisten Männer gibt es keine Perspektive in Deutschland.

privatPfarrer Ulrich Schaffert kümmer sich um die afrikanischen MännerPfarrer Ulrich Schaffert bedrückt die Situation der afrikanischen Männer

Diese Woche müssen die verbliebenen acht afrikanischen Männer die Gutleutkirche verlassen. Insgesamt haben 22 Männer in der Kirche gelebt, zwei weitere haben in der Praunheimer Wicherngemeinde Obdach bekommen. Von den 24 Männern sind schon zwölf in Flieger nach Italien oder Spanien gestiegen. Vier dürfen hier in Frankfurt bleiben und arbeiten. 

Hintergrund: Von Afrika über Italien oder Spanien nach Frankfurt

Die Männer sind aus ihrer Heimat Afrika geflohen, um in Italien oder Spanien Arbeit zu finden. Doch es mangelt in diesen Ländern an Jobs, deshalb ziehen sie weiter nach Deutschland. In Frankfurt angekommen leben die Männer wochenlang unter der Untermainbrücke. Bis im November 2013 die Gemeinde Cantate Domino, im Frankfurter Norden spontan hilft. Sie gibt 22 Männern Obdach: ein Dach über den Kopf, warme Mahlzeiten und Kleidung. Schnell wird es zu eng dort. Die Gutleutkirche, bietet ihre Räume an - durch ihre Größe und zentrale Lage am Frankfurter Hauptbahnhof, bietet sie eine Verbesserung für die Männer. Zwei weitere Männer werden von der Praunheimer Wicherngemeinde aufgenommen.

„Es war viel mehr als ein Winterquartier, das ursprünglich geplant war“

Als die Gemeinde Cantate Domino Hilfe leistet, will sie eigentlich nur ein Obdach für die harten Wintermonate geben. Doch „es war viel mehr als ein Winterquartier, das ursprünglich geplant war.“, sagt Pfarrer Ulrich Schaffert von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Er ist einer der Menschen, die sich in großem Stil um die Männer kümmert. Der Pfarrer ergänzt: „Hunderte haben in irgendeiner Form geholfen – es ist ganz viel in Bewegung gekommen.“ 

Nur Engagement reicht nicht!

Angefangen mit Kleidung oder Lebensmitteln ging die Hilfsbereitschaft soweit, dass auch Deutschunterricht, Fußball-Training oder ein Theaterprojekt bis jetzt angeboten werden. Doch trotz der großen Hilfe der Bürger gilt die Dublin-II-Verordnung des EU-Rechts. Die meisten der afrikanischen Männer sind über Italien oder Spanien nach Frankfurt gekommen. In diesen Ländern haben sie bereits ein Asylverfahren durchlaufen und haben dort, nach Kenntnissen von Rechtsanwalt Tim Kliebe, bereits einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen erhalten. Das heißt, dass diese Länder für sie zuständig sind und nicht Deutschland. Aus diesem Grund bekommen die meisten Männer hier keinen Aufenthaltstitel und somit auch keine Berechtigung zu arbeiten.

„Ich bin an den Grenzen meiner Kräfte – ich brauche eine Pause“

Dass viele keine oder nur schlechte Aussichten auf dem europäischen Arbeitsmarkt haben, macht Pfarrer Schaffert betroffen: „Ich bin an den Grenzen meiner Kräfte – ich brauche eine Pause.“ Es wäre möglich die Männer länger in der Kirche zu beherbergen, jedoch komme immer wieder die Frage: „Was ist dann?“ Aus diesem Grund wurde der Entschluss gefasst, dass die Gutleutkirche ab Ende Mai den Flüchtlingen nicht mehr als Unterkunft dient.

„Nach Italien wollen wir nicht zurück“

Der engagierte Pfarrer spricht offen mit den Männern, auch was ihre Perspektive in Deutschland betrifft. Denn in Italien oder Spanien haben die meisten einen Aufenthaltstitel und dürfen daher dort auch arbeiten. Doch wenn der Pfarrer das anspricht, bekommt er Antworten wie: „Da liegen wir auf der Straße, da kriegen wir keine Arbeit - nach Italien wollen wir nicht zurück!“ Um sich hier in Frankfurt ein Zubrot zu verdienen, sammeln die Männer Pfandflaschen oder betteln. 

Vier Männer dürfen in Deutschland arbeiten

Vier der Männer haben einen Aufenthaltstitel in Deutschland erhalten und dürfen arbeiten. Aber: „Auch die Vier sind längst nicht soweit, dass sie auf eigenen Beinen stehen“, sagt Schaffert. Denn sie brauchen zum Beispiel Hilfe bei der Arbeitssuche oder müssen ihre Deutschkenntnisse verbessern. Aus diesem Grund hofft Schaffert, dass das Netzwerk der Helfer weiter besteht und nicht zerbricht. 

 „Es muss grundsätzlich etwas passieren“

„Es gibt auch jetzt wieder eine unheimlich große Zahl neuer Flüchtlinge, die unter der Brücke leben“, sagt Schaffert. Deshalb ist er der Meinung, dass grundsätzlich etwas passieren und politisch etwas getan werden müsse, damit sich „an der unsäglichen Rechtslage etwas ändert“. Der engagierte Pfarrer sieht es so: „Wir haben diese Gruppe sichtbar gemacht und ein ungelöstes Problem in Europa aufgezeigt.“

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