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Bischof Hein fordert beim Kasseler Diakonieforum eine Integration ohne Assimilation

Simultangesellschaften verhindern Parallelgesellschaften

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Über 100 Teilnehmende erlebten ein gehaltvolles und abwechslungsreiches Diakonieforum des Stadtkirchenkreises Kassel und des Kirchenkreises Kaufungen. Eingeladen waren Engagierte und Interessierte am Donnerstag vergangener Woche ins Stadtteilzentrum Wesertor in Kassel. Unter der Überschrift “Flüchtlinge – Willkommen 2.0“ wurde die Frage behandelt, wie die Integration der vielen neu nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge gelingen kann.

In seinem gehaltvollen Impuls, forderte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Prof. Dr. Martin Hein angesichts aktueller politischer Vereinfachungen, Komplexität ins System zu bringen. Genauigkeit sei ein Instrument der Barmherzigkeit, formulierte Hein. Wenn die gesellschaftliche Mitte nach rechts rutsche, müssten sich Kirche und Diakonie neu positionieren. Hein diagnostizierte angesichts der gelungenen Ersthilfe angesichts der großen Zuwanderung der Flüchtlinge im vergangenen Jahr und des großen Engagements der Flüchtlingshilfe länger dauernde Aufgaben: „Jetzt beginnen die Mühen der Ebene.“, formulierte er. Dabei müssten Strukturen und nachhaltige Formen der Hilfe und Integration entwickelt werden.

Bei einer gelingenden Integration müssten Unterschiede benannt, aber nicht aufgelöst werden. Das Trennende sei zu überwinden, aber in einer pluralen Gesellschaft sei keine Assimilation anzustreben. Vielmehr bestünde die deutsche Leitkultur aus einer Kultur aus verschiedenen Kulturen, in der Menschen gleichzeitig beheimatet seien. Simultangesellschaften, das unterstrich der Bischof mehrfach, verhinderten sich abgrenzende Parallelgesellschaften, weil die verschiedenen Kulturen Bestandteil der einen Gesellschaft bleiben dürften.

Seine kompetenten Gesprächspartner auf dem Podium war zum einen Susanne Selbert, Vizeladrätin des Landkreises Kassel, die das eigene, beispielhaftes System der Flüchtlingsbetreuung darstellte, bei dem wichtige Integrationsaspekte von Anfang an eine Rolle spielten. Mit diskutierte zum anderen Dr. Hermann K. Heußner, der seine klaren Forderungen zur Flüchtlingsintegration vorgestellte. Heußner unterstrich angesichts der demografischen Entwicklung die Notwendigkeit der Einwanderung nach Deutschland und die Chancen, die daher die Flüchtlingszuwanderung böte. Investitionen seien nötig, um den Neubürgern die Chance zu bieten, qualifizierte Arbeitskräfte zu werden. Diese würden sich allerdings auf Dauer rechnen.

Im ersten Teil der Veranstaltung hatten Initiativen der Flüchtlingshilfe von ihrer Praxis berichtet und sich im Rahmen eines Marktes der Möglichkeiten vorstellen. Unter den Themen Sprachförderung und Bewerbungstraining, Wohnungsvermittlung, Arbeits- und Praktikumsvermittlung sowie Alltagsbegleitung wurden aktuelle Integrationsaspekte beleuchtet. Daneben wurde der Basiskurs Flüchtlingsbegleitung der Evangelischen Kirche und als gutes Instrument zur Qualifikation von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit vorgestellt.

Ein gehaltvolles und buntes Diakonieforum entließ viele in der Flüchtlingshilfe Engagierte mit neuer Motivation in ihre verschiedenen Handlungsfelder und ermunterte, sich der gemeinsamen Integrationsaufgabe intensiv weiter zu widmen.

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