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Bundesfamilienministerium finanziert Fortbildungsprogramm

Neues Qualifizierungsprojekt für Paten in der Flüchtlingshilfe startet

Ev. Dekanat Vorderer OdenwaldPatenprojekt in der FlüchtlingshilfeSie tauschten sich über die Situation Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg aus: Amjad Gori, Christiane Hucke, Andrea Alt, Sandra Gleitsmann, Michael Anton und Heinz Albers (von links nach rechts). Es fehlt Rudolf Eicher.

Paten helfen Flüchtlingen bei der Integration. Ein neues Qualifizierungsprojekt von Evangelischem Dekanat Vorderer Odenwald und Diakonischem Werk Darmstadt-Dieburg will Ehrenamtlichen das nötige Handwerkszeug mitgeben. Es startet im August.

DARMSTADT-DIEBURG. Michael Anton lebt mit seiner Familie in Ober-Ramstadt. Er ist der Hausmann, seine Frau geht arbeiten. Als in dem Wohnblock nebenan sieben pakistanische Männer einzogen, hatten viele Nachbarn große Bedenken und Vorbehalte. Michael Anton buk einen Kuchen und stellte sich vor – und ist seitdem ein wichtiger Ansprechpartner für die jungen Männer. „Er ist mehr als ein Pate“, sagt Amjad Gori, 25, der wegen seines christlichen Glaubens aus Pakistan geflohen ist. Michael Anton ist eine Art Ziehvater. Er verbringt viel Zeit mit den jungen Männern, erklärt ihnen die deutschen Strukturen, die Mülltrennung und war auch schon bei Rechtsberatungen dabei. „Unser Auto hat fünf Sitzplätze“, sagt Michael Anton, „wenn ich mit meiner Frau zum Felsenmeer fahre, frage ich, ob jemand mitkommen will.“

Ehrenamtliche gehen oft an ihre Grenzen

Derzeit leben laut Andrea Alt, Referentin für Bildung im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald und Koordinatorin für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg, rund 3600 Flüchtlinge im Landkreis Darmstadt. In jeder der 23 Kommunen gibt es einen Asylkreis. Etwa 1500 Ehrenamtliche engagieren sich in der Flüchtlingshilfe. Ohne sie, davon ist Andrea Alt überzeugt, wäre es bei den hohen Zuwanderungszahlen im vergangenen Jahr „gnadenlos schiefgegangen“. Die Zahlen sind gesunken, das gibt Gelegenheit, sich zu sortieren. „Jetzt geht es um die Integration“, sagt Andrea Alt. In den Arbeitsmarkt, in Schulen, in die Gesellschaft.

Sie wisse, dass es für die Ehrenamtlichen oft an Grenzen geht – da sehe sie das größte Spannungsfeld, sagt Sandra Gleitsmann, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ober-Ramstadt, die auch das Bündnis für Familien und den Helferkreis Asyl koordiniert. „Wir lernen und versuchen uns stetig weiterzuentwickeln, es ist eine Herausforderung für uns alle.“

In Dieburg spenden Ehrenamtliche den Geflüchteten Zeit

Um Ehrenamtliche vor Überlastung zu schützen, hat der Asylkreis in Dieburg für Patenschaften das Modell „Zeitspenden“ gefunden. Per Fragebogen wird in Erfahrung gebracht, wie viel Zeit jemand einbringen möchte und in welchen Bereichen, erläutern Heinz Albers und Rudolf Eicher. Manche Paten betreuten eine ganze Familie von A bis Z, andere deckten nur Teilbereiche wie zum Beispiel Arztbesuche ab, erläutert Heinz Albers. „Patenschaften leisten einen wichtigen Anteil an Integration“, sagt Rudolf Eicher.

Doch die Arbeit der Ehrenamtlichen ist nicht immer einfach – was ihre eigene Rolle betrifft und die Rahmenbedingungen. „Der Bedarf an Fortbildung ist groß“, weiß Andrea Alt aus Erfahrung. Um die Ehrenamtlichen zu ermutigen und zu rüsten, hat das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald zusammen mit dem Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg eine sechsteilige Veranstaltungsreihe konzipiert. Die Finanzierung läuft über das Programm „Menschen stärken Menschen“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Die Integrationsaufgabe wird die größte Aufgabe sein“, sagt Christiane Hucke vom Diakonischen Werk.

Von Ende August bis Anfang Oktober finden insgesamt sechs Module an den Standorten Weiterstadt, Ober-Ramstadt, Groß-Umstadt und Pfungstadt statt, um langfristig auch einen regionalen Austausch zu ermöglichen. Themen sind: Arbeit-und Bildungswege, Asylrecht und Asylbewerberleistungsgesetz, Gesundheit und Trauma, Chancen und Grenzen des Ehrenamtes, Zusammenarbeit mit Behörden-Sozialstruktur vor Ort sowie Wege interkultureller Begegnung. Die Reihe wird am 8. Oktober mit einem großen Fest beendet.

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