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Studie „Verhasste Vielfalt“

Kirche und Diakonie werden mit Hassreden unter anderem zu Flucht und Islam konfrontiert

Kagenmi/Istock

Kirchen und die Diakonie sind in sozialen Netzwerken zunehmend mit Hetze und Hassrede, der sogenannten „Hate Speech", konfrontiert. Immer wieder wird die Grenze zu Beleidigung, Verunglimpfung oder sogar Drohung überschritten. Viele dieser Mails und Kommentare in den sozialen Netzwerken sind mit dem Themenfeld „Vielfalt" verknüpft und äußern sich zu Flüchtlingen, Gender oder Homosexualität. Eine Studie des Studienzentrums der EKD für Genderfragen hat dies nun untersucht und gibt Empfehlungen zum praktischen Umgang mit Hassreden.

EKD

Am Rande der Synode stellte das Studienzentrum für Genderfragen der EKD seine Studie „Verhasste Vielfalt“ vor, sie analysiert, ob und wie Kirche und Diakonie von Hate Speech betroffen sind, wenn sie sich zu Vielfaltsthemen äußern. Darauf basierend bietet die Studie konkrete Hilfestellungen für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zusammenhang mit Hass und Diffamierungen im Internet erarbeitet.

Verunglimpfungen nicht hinnehmen, sondern Argumentationsstrukturen entwickeln

Die Studie wurde durchgeführt in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und erscheint unter dem Titel „Verhasste Vielfalt. Eine Analyse von Hate Speech im Raum von Kirche und Diakonie mit Kommentierungen“. Sie untersucht unter anderem E-Mails und Kommentare, die an das "Wort zum Sonntag", die Diakonie und den Info-Service der EKD geschrieben wurden. „Wichtig ist es, die Verunglimpfung nicht hinzunehmen, sondern die sprachlichen Muster, Argumentationsstrukturen und die Dynamik, mit der sich der Hass ausbreitet, genau zu betrachten“, sagt die Ludwigsburger Professorin Claudia Schulz, die die Untersuchung durchgeführt hat.

Die besondere Bedeutung des Internets und sozialer Netzwerken

Die Studie fragt insbesondere nach der Bedeutung, die das Internet und die sozialen Netzwerke für die Verbreitung von Hasskommentaren haben. Inwiefern ist ausschweifende Hassrede ein Risiko, das mit diesen Kommunikationsmedien nolens volens verbunden ist? Wie argumentieren und reagieren Schreibende, welche Muster zeigen sich, auf Grundlage welcher Vorannahmen wird diskutiert? Diesen Fragen wird anhand von vier Fallbeispielen aus den Themenbereichen Gender, Homosexualität,
Flucht und Islam im ersten Teil des Bandes nachgegangen

Von Verschwörungstheorien und Vorwürfen der Doppelmoral

Im Themeschwerpunkt Flucht und Islam kommt die Studie unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
In der Nähe von Verschwörungstheorien sind auch die Verknüpfung mit den Themen „Flucht und Islam“ anzusiedeln, die sowohl von der Pro- als auch von der Kontra-Seite hergestellt wird. Dabei wird der Kirche oftmals eine Doppelmoral vorgeworfen, indem sie sich für den Schutz einiger stark mache, für den Schutz anderer jedoch nicht. So wird beispielweise der Schutz von homosexuellen Geflüchteten gegen den Schutz von geflüchteten Christen und Christinnen ausgespielt oder es wird angeprangert, dass die Kirche sich gegen homophobe Äußerungen einsetze, nicht aber gegen religionskritische Karikaturen.

Stilisierte Gleichsetzung von Flucht und Islam

Durch die Gleichsetzung der Themen „Flucht“ und „Islam“ werden Flüchtlingsbelastungskonsequenzen zu Islamkonsequenzen stilisiert. Bezeichnend ist die Tatsache, dass der Ärger der Absenderinnen und Absender primär den muslimischen Wertvorstellungen gilt und nicht dem Umstand, dass Geflüchtete ins Land kommen.

Vorurteile und pauschalisierende Zuschreibungen führen zu Ablehnung

Die pauschalisierenden und essentialistischen Beschreibungen des Islam, der Muslime und Geflüchteten beinhalten auch Zuschreibungen, die an vielen Stellen von weiteren Ideologien und Vorurteilen getragen werden und zur pauschalen Ablehnung führen: Die Mehrheit der Vorurteile und Verunglimpfungen bezieht sich allgemein auf den Islam.“ Schon über „den Islam“ zu reden ist eine Vereinfachung, da seine spezifischen politischen, sozialen und kulturellen Ausprägungen darin keine Berücksichtigung finden. Doch in der Mehrzahl der Kommentare ist es meist nicht der Islam selbst, der Hass hervorruft, sondern sein „Verhalten“. Der Islam wird somit personifiziert. Die häufigste Unterstellung in diesem Zusammenhang ist die Darstellung des Islams als eine Religion der „Gewalt ganz im Sinne des Korans“

Studie zum Download

 

 

 

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