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Bedrückende Lage der Flüchtlinge auf Lesbos

Fremde. Heimat beim Anwalt

bbiew

Die vom Evangelischen Dekanat Bergstraße konzipierte Ausstellung „Fremde. Heimat“ wird derzeit in der Mainzer Anwaltskanzlei Busch & Burger in Mainz (Hauptstr. 129) gezeigt. Sie ist dort bis Ende des Jahres zu sehen. Zum Auftakt gab es aktuelle Informationen über die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln.

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„Fremde. Heimat“ ist zwar nicht des Anwalts Liebling. Aber Thomas Busch und Britta Burger sind  auf Asyl- und Ausländerrecht spezialisiert. Für sie lag es deshalb nahe, die Flüchtlingsporträts in ihrer Kanzlei zu zeigen und dabei deutlich zu machen, dass Flucht kein neues Phänomen ist.

Flüchtlinge und Heimatvertriebene

So stehen neben den Porträts von Hawa Mohamed  aus Somalia und der Familie Gilyana aus dem Irak auch die Fluchtgeschichte von Reinhard Sablowski, der 1944 als Fünfjähriger aus seiner Heimatstadt Königsberg fliehen musste. „Mit meiner Mutter und meinen beiden anderen Schwestern floh ich nach Litauen. Wir waren abgerissen, abgemagert und uns blieb nur das Betteln. Nach Rückkehr von einer Betteltour konnte ich meine Mutter nicht mehr wiederfinden. Von diesem Tag an war ich ein Wolfskind. So nannte man die Kinder, die ganz auf sich allein gestellt waren.“

Kein sicherer Drittstaat

Bei der Eröffnung der Ausstellung informierte Thomas Busch über die aktuelle (Rechts-)Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln in der Ägäis. Der Anwalt, der auch Synodaler der EKHN-Synode ist, war im April dieses Jahr als Mitglied einer EKHN- Delegation auf Lesbos. Nach dem so genannten EU-Türkei-Abkommen sollten Flüchtlinge, die illegal, das heißt ohne Einreisegenehmigung eine der griechischen Inseln erreichen, in die Türkei zurückgeschoben werden.

„Inzwischen gibt es mehr als 100 Entscheidungen griechischer Gerichte, dass die Türkei kein sicherer Drittstaat ist und insofern Abschiebungen nicht stattfinden können. Die Rückführungen von den griechischen Inseln in die Türkei zwischen März und September/Oktober 2016 betrugen ungefähr 500 Personen“, berichtete Busch.

Platz auf dem Festland - Platznot auf den Inseln

Auf den griechischen Inseln kommen pro Monat immer noch rund 3.000 Flüchtlinge an. Das ist im Vergleich zum Vorjahr, als es insgesamt bis zu 200.000 waren, relativ wenig. „Das Problem ist, dass die Flüchtlingslager Moria und Karatepe überfüllt sind. Es gibt  jeweils 1.000 Plätze. Tatsächlich sind dort mehr als doppelt so viele untergebracht. Es ist eine sehr beengte und bedrängende Situation“, erklärte Pfarrerin Sabine- Müller-Langsdorf vom Zentrum Oekumene, die ebenfalls Teil der EKHN-Delegation war und sich im vergangenen  Monat erneut vor Ort ein Bild über die Lage auf Lesbos machte. Den 15.000 Geflüchteten auf den Inseln stünden nur 8.000 reguläre Plätze zur Verfügung.

Auf dem griechischen Festland sollen sich 34.000 Flüchtlinge aufhalten. Dort gibt es den Angaben zufolge 60.000 Plätze. Warum werden die Flüchtlinge dann nicht von den Inseln aufs Festland gebracht? „Die Flüchtlinge auf den Inseln festzuhalten macht im Grund kein Sinn“, sagte Pfarrerin Müller-Langsdorf. „Vielleicht geht es nur darum, Zustände zu schaffen, die die Flüchtlinge abschrecken sollen.“

 Aus Platzgründen kann die Anwaltskanzlei Busch & Burger nur einen Teil der Flüchtlingsporträts zeigen. Die gesamte Ausstellung"Fremde. Heimat  ist noch bis zum 20. November in der evangelischen Kirche Lindenfels zu sehen.

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