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Ein Beispiel für die Umwandlung von «Schwertern zu Pflugscharen»

Bischof Hein besucht Einrichtungen für Geflüchtete

Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, besuchte am 22.04. die städtische Gemeinschaftsunterkunft und die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Hanau-Wolfgang.

Hanau (medio). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, besuchte am 22.04. die städtische Gemeinschaftsunterkunft und die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Hanau-Wolfgang. Die beiden Einrichtungen liegen auf dem Gelände der Sportsfield Housing, auf dem früher US-Soldaten mit ihren Familien lebten, direkt nebeneinander, werden aber von unterschiedlichen Trägern betrieben, teilte der Medienbeauftragte des Sprengels Hanau, Jens Heller, mit. Nach dem Abzug des amerikanischen Militärs gab es bereits Pläne zur Umwidmung und Bebauung des Areals, bevor die stark steigende Zahl an Geflüchteten dazu führte, dass die Wohnungen nun für Asylbewerber bereitgestellt werden.

Bischof Hein zeigte sich beeindruckt von der klugen Nutzung der ehemaligen Kaserne und der engagierten Arbeit der Verantwortlichen. Besonders würdigte er das an vielen Stellen sichtbare ehrenamtliche Engagement, berichtete Heller weiter. Gerade in ehemals militärisch genutzten Gebäuden werde so anschaulich, was es bedeuten könne, wenn «Schwerter zu Pflugscharen» gemacht würden. Das Boot sei nicht voll und es bleibe die Aufgabe einer Gesellschaft, wie der unseren, den Schutzbedürftigen diesen Schutz auch zu gewähren. Hanau sei dafür ein gutes Beispiel. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid betonte, dass Hanau ein sehr guter Standort für die Erstaufnahme sei und viele Chancen böte. Auch Peter Kaimer vom Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe freute sich darüber, dass an diesem Standort eine breite Zusammenarbeit möglich sei. Man habe hier eine Einrichtung mit Vorbildcharakter.

Integration ist mehr als Obdach

Die Delegation startete den Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft, in der zurzeit 600 Menschen leben und bis zu 1300 Bewohner untergebracht werden könnten. Integrationsarbeit gehe jedoch weit über die Grundversorgung mit Wohnraum und Lebensmitteln hinaus, erklärte Uwe Triebel, Leiter des Fachbereiches Bildung, Soziale Dienste und Integration. In den vier Handlungsfeldern Vernetzung, Grundversorgung, Soziale Begleitung und Integration werde daran gearbeitet, die Menschen auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten und ihnen zu helfen, ihr Leben selbst zu gestalten, so Treibel weiter.

Integration in Stadtteil und Kirchengemeinde

Bei einem Rundgang über das Gelände konnte sich die Delegation einen Eindruck von den Bedingungen und Gegebenheiten verschaffen. Viele freundliche und lachende Gesichter bestätigten, dass die Asylbewerber sich hier wohlfühlten, so Jens Heller. Die einfach ausgestatteten Wohnungen werden mit bis zu acht Personen belegt. Neben einem städtischen Koordinationsbüro gibt es eine Betreuungseinrichtung für Kinder und auch einen Raum für medizinische Betreuung. Soziale Betreuung und Koordinierung von Maßnahmen werden ebenfalls angeboten. Sprachkurse finden in der Robinsonschule, einer ehemaligen Grundschule statt, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gelände gelegen ist und wieder hergerichtet wurde.

Auch die örtliche Kirchengemeinde hat mit dem Begegnungscafè Oase eine Möglichkeit geschaffen, die Menschen vor Ort miteinander ins Gespräch zu bringen. Pfarrer Wolfgang Bromme erläuterte der Delegation, dass aus einer Idee des Kirchenvorstandes ein Netzwerk von Vereinen und Trägern wurde, die nun alle gemeinsam ein wöchentliche Begegnungsangebot tragen. Dort träfen sich jeden Mittwochnachmittag etwa ein Drittel Hanauer Bürger und zwei Drittel Geflüchtete aus den Einrichtungen. Der Gefahr einer «Ghettobildung» begegne man hier direkt, indem man gezielt auch Angebote außerhalb mache, Begegnung ermögliche und Bürgerinnen und Bürger von Anfang an einbeziehe und informiere.

Nachbarschaft bietet Chance zu enger Kooperation

Eine Besonderheit in Hanau ist die Tatsache, dass die städtische Gemeinschaftsunterkunft und die Erstaufnahmeeinrichtung(EAE) des Landes Hessen unmittelbar nebeneinander liegen, nur getrennt durch einen Metallzaun. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist vom Land Hessen mit dem Betrieb der Einrichtung beauftragt worden. Bis zu 1700 Menschen finden in der EAE Hanau Platz und Versorgung für die ersten Wochen und Monate, bevor die Verteilung z.B. in Gemeinschaftsunterkünfte erfolgt. Auf diesem Teil des Geländes liegen sowohl das Schulgebäude wie auch der ehemalige Kindergarten, die nun wieder in ihrer alten Funktion genutzt werden. Derzeit leben hier etwa 300 Menschen. (29.04.2016)

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